Wandertag im Grunewald – Unsere erste Schulwanderung

Am 09.03. klingelte mein Telefon, während ich in Köln auf einem Kongress war. Am anderen Ende war Christine Alban, die Lehrerin einer Willkommensklasse der Carl-Zeiss-Oberschule aus Lichtenrade. “Sie machen doch Schulwanderungen, wir haben am nächsten Montag unseren Wandertag. Wir würden gerne die Wanderung zum Thema Totholz bei Ihnen buchen, wenn das so kurzfristig geht.” Puhh, es war Donnerstag, also verdammt knapp.

Ein Blick in meinen Terminkalender, einen Termin verschoben, 2 SMS hin und her und der Termin stand.

Eine Willkommensklasse, Kinder, die mit ihrer Familie aus Kriegsgebieten geflüchtet sind und in einer deutschen Schule unterrichtet werden … Natürlich wird deutsch und zwar ausschließlich deutsch gesprochen, das war auch der Deal für die Wanderung.

Gegen 11 Uhr fanden sich Christine, ihr Kollege, 2 Mädchen und 3 Jungs am vereinbarten Startpunkt, dem S-Bahnhof Nikolassee ein. Wir hatten kuzfristig eine unserer Lieblingwanderungen zum Thema “Totholz” ausgewählt. 10 km wären kein Problem für ihre Schüler, also starteten wir in Richtung Grunewald. Die persönliche Bindung zu den Kids war recht schnell hergestellt. Diese waren sehr interessiert und löcherten uns bereits mit ihren Fragen, da waren wir noch nicht einmal im Wald. Irgendwie stimmte die Chemie zwischen uns sofort.

Während der Wanderung waren die Kinder sehr aufmerksam, lauschten Biankas Erklärungen zu Totholz und dessen Bedeutung in unseren Wäldern. Es schien sie sehr zu interessieren. Ständig wurden wir gefragt: “Was ist das?” (A. kam mit einem moosbewachsenen Stock angerannt oder M. zeigte auf einen Baum, den er nicht mit Namen benennen konnte).

Uns war nicht sofort bewusst, dass die Kinder diese Art von Wäldern und das Wandern in diesen aus ihrer Heimat nicht kennen. Dort wird natürlich im weitesten Sinne auch gewandert, nämlich morgens 10 km zur Schule, wenn es eine gibt, und nachmittags 10 km zurück ins Elternhaus.

Während wir den Jugendlichen die wichtige Rolle von Totholz im Wald anhand von abgestorbenen und abgeholzten Bäumen erklärten, führten wir mit ihnen interessante Gespräche über ihre “Vergangenheit” und die Flucht nach Deutschland. Obwohl uns dies teilweise berührt und gefesselt hat, rissen wir uns wieder zurück in die Natur des Grunewald, Deutschlands Waldgebiet des Jahres 2015.

Die Sonne schien, und so genossen wir die gemeinsame Zeit zu Fuß. Unfreiwillig landeten wir an einer Kirrung (https://de.wikipedia.org/wiki/Kirrung) mit Hochstand. Aufgrund unserer guten Kontakte zu Jägern konnten wir den interessierten Schülern alles im Detail erklären. Sie schienen jede neue Information wie ein Schwamm in sich aufzusaugen.

Kurz vor Ende der gemeinsamen Wanderung versperrte uns eine umgestürzte Birke den Weg. Wir ermutigten die Kids zuerst zu einer Runde Limbo, was sie bis dahin nicht kannten. Wir hatten riesigen Spaß. Danach wurde balanciert. Unbeschwert ließen sich alle auf das “Abenteuer” ein und halfen einander, die 5 Meter auf der dünnen Birke zu bewältigen.

Am Ende waren alle ordentlich geschafft, sowohl die Schüler, wegen der doch knapp 12 km, als auch wir, die das Gefühl hatten, von ihnen und ihrer Wissbegierde leer gesaugt worden zu sein.

Es war für uns eine tolle Erfahrung und wir planen weitere Projekte mit Frau Alban und ihren Schülern, was uns sehr freut.